poetRIE
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1967 1129 – je eigen vonnis

je eigen vonnis

1967 1129

1
enkele getuigen
een eenzame poolster
twee verliefde uitleg krassend
enkele ratten gluiperig vlug sluipend
voorbijrazende auto’s
als vetgemeste stieren
briesend in de koude westenwind
een politiewagen
kijkt
langzaam

2
je duwt iets voor je aan
sleurt   zwoegt   zweet
(het weegt zwaar
als was het he eigen leven)
terwijl hij kijkt
voor een tweede maal
langzaam grijnzend
met vier agenten

3
wij zijn agenten
wet is wet
hulp moet je elders halen

4
nog enkele getuigen
de schaduw van een kerk
twee lantaarns langs de lange weg
enkele trieste bomen – naakt

5
kijk
auto’s   lantaarnen   schaduwen
groeien
de uilen zwijgen
de ratten kruipen in de riolen

6
de stad wordt wakker
zwelgt je in

7
met de derde slok
ben je zoals alle anderen

 

veroordeeld

1
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1973 0601 – – – ik ben de eilander = zelfportret

zelfportret 

ik ben de eilander

1973 0522-0601

ik ben de eilander 
de demonstrant
die traag de statige steden betreedt
terwijl de woelige wentelmenigte
dom door drukke straten doolt

ik ben de hadesjager
de gelukkige-vinger-zoeker
de onzekere verzekerde
– alles ga me goed –

ik ben de roekeloze lentewringer
die door de bloesem heenkijkt
naar het neerstrijken
van te vroege vlinders

ik ben de muur
waartegen ook ikzelve bots
tot ik traag tot het besef kom
dat ook daar weer niets te zien is

ook ben ik de smachtende
de uitspattende
die hevig plots
je in omhelzing vergruist
en op de puinen huilt

ik ben de strander
de ziedende zee omhelzend
ik ben de flierende pan-fluiter
melancholisch golvend water

de kranige verliezer ben ik
de nooit versagende
nooit verslagen
de rampzalige koekoek
keurig uitgedost
kots ik in andermans nest

tot vervelens toe
ben ik de vloeren kater
gecastreerd tot in mijn teentoppen
drieëndertigtoeren-tellend
draai ik daverend
om mijn gebroken
as

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1973 0429 – – – ik zou je willen lezen

ik zou je willen lezen

1973 0429

ik zou je willen lezen
als het boek op mijn nachttafel

elke avond
een klein teugje liefde
voor het slapengaan

een zoete zee van zwoele dromen
zou me te wachten staan

dan
zou ik je willen schrijven
als het boek van mijn dromen

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RIE(ke) = Starting a new life at 70 : prologue = a poem by Bertolt Brecht

“Legende von der Entstehung des Buches Tao Te King
auf dem Weg des Laotse in die Emigration”

Bertolt Brecht

1
Als er Siebzig war und war gebrechlich
Drängte es den Lehrer doch nach Ruh
Denn die Güte war im Lande wieder einmal schwächlich
Und die Bosheit nahm an Kräften wieder einmal zu.
Und er gürtete die Schuh.
2
Und er packte ein, was er so brauchte:
Wenig. Doch es wurde dies und das.
So die Pfeife, die er abends immer rauchte
Und das Büchlein, das er immer las.
Weißbrot nach dem Augenmaß.
3
Freute sich des Tals noch einmal und vergaß es
Als er ins Gebirg den Weg einschlug
Und sein Ochse freute sich des frischen Grases
Kauend, während er den Alten trug.
Denn dem ging es schnell genug.
4
Doch am vierten Tag im Felsgesteine
Hat ein Zöllner ihm den Weg verwehrt:
Kostbarkeiten zu verzollen?” – “Keine.”
Und der Knabe, der den Ochsen führte, sprach: “Er hat gelehrt.”
Und so war auch das erklärt.
5
Doch der Mann in einer heitren Regung
Fragte noch: Hat er was rausgekriegt?
Sprach der Knabe: Daß das weiche Wasser in Bewegung
Mit der Zeit den harten Stein besiegt.
Du verstehst, das Harte unterliegt.
6
Daß er nicht das letzte Tageslicht verlöre
Trieb der Knabe nun den Ochsen an
Und die drei verschwanden schon um eine schwarze Föhre
Da kam plötzlich Fahrt in unsern Mann
Und er schrie: He, du! Halt an!
7
Was ist das mit diesem Wasser, Alter?
Hielt der Alte: Interessiert es dich?
Sprach der Mann: Ich bin nur Zollverwalter
Doch wer wen besiegt, das interessiert auch mich.
Wenn du’s weißt, dann sprich!
8
Schreib mir’s auf! Diktier es diesem Kinde!
So was nimmt man doch nicht mit sich fort.
Da gibt’s doch Papier bei uns und Tinte
Und ein Nachtmahl gibt es auch: ich wohne dort.
Nun, ist das ein Wort?
9
Über seine Schulter sah der Alte
Auf den Mann: Flickjoppe. Keine Schuh.
Und die Stirne eine einzige Falte.
Ach, kein Sieger trat da auf ihn zu.
Und er murmelte: Auch du?”
10
Eine höfliche Bitte abzuschlagen
War der Alte, wie es schien, zu alt.
Denn er sagte laut: Die etwas fragen
Die verdienen Antwort. Sprach der Knabe: Es wird auch schon kalt.
Gut, ein kleiner Aufenthalt.
11
Und von seinem Ochsen stieg der Weise
Sieben Tage schrieben sie zu zweit
Und der Zöllner brachte Essen (und er fluchte nur noch leise
Mit den Schmugglern in der ganzen Zeit).
Und dann war’s soweit.
12
Und dem Zöllner händigte der Knabe
Eines Morgens einundachtzig Sprüche ein.
Und mit Dank für eine kleine Reisegabe
Bogen sie um jene Föhre ins Gestein.
Sagt jetzt: kann man höflicher sein?
13
Aber rühmen wir nicht nur den Weisen
Dessen Name auf dem Buche prangt!
Denn man muß dem Weisen seine Weisheit erst entreißen.
Darum sei der Zöllner auch bedankt:
Er hat sie ihm abverlangt.

 

 

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